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Dienstag 19.04.2005

Gaziantep (TR) - Deir es Zor (SYR)


Start km 39179
Gaziantep
Raus aus der Stadt und zurück auf die Auto- bahn.  Auch hier sind die Vorstadt-Wohnsilos in Pastelltönen gestrichen. Soll wohl das "Elend in Beton" etwas übertünchen.
Der Weg zur Autobahn erweist sich als Umweg von 20 km. Wir sehen das auf dem GPS-Track nachher als schöne Schleife. Aber die Beschil- derung am Stadtrand von Gaziantep war wohl nicht für Ortsfremde gedacht oder die Orts- fremden sollten die Autobahngesellschaft mit einem zusätzlichen YTL für 5 km sponsoren.
Wir eiern auf der D400 bis Nizip.

Spurrillen von seltener Tiefe erinnern eher an eine Bootsfahrt parallel zu Wellenbergen!
Kurz vor Nizip biegen wir nach Süden Rich- tung Syrien ab. Nicht dass ein Schild den Weg weisen würde, aber es bleibt keine andere Strasse in dieser Richtung.
Auf schöner, immer kleiner und kleiner wer- dender Landstrasse quer durch Obstplantagen gelangen wir nach Karkamis.
Dort suchen wir verzweifelt nach dem Grenz- übergang. Nichts zu sehen, nichts zu finden.
Ein Local führt uns freundlicherweise schließlich hin. Noch einmal durch den Ort, dann über ein Schmalspur-Gleis in eine Art "Parc fermé".


Gaziantep

Grenze Türkei – Syrien

Weiß gestrichene Blechtore öffnen sich bei unserer Ankunft und schließen sich unmittelbar hinter uns wieder. Wir stehen im Zollhof.
Das Ganze ist ca. 15 x 30 Meter groß. Die Hälfte davon mit Strohmatten auf Eisenrohren über- dacht.
Wir parken die Bikes unter dem Dach und werden in das kleine Häuschen nebenan ge- wunken.
Der Chef des Grenzpostens persönlich gibt sich die Ehre und lädt uns zum Tschai ein.
Wir können uns zwar nicht direkt unterhalten, aber einer seiner Jungs spricht ein paar Brocken Englisch und dolmetscht für uns.

Der Boss erzählt uns, während er fleißig wei- terhin in seiner Zeitung blättert, von seinen Be- suchen bei Schwager oder Bruder in Deutsch- land.
Jedenfalls muss er davon ganz angetan ge- wesen sein, denn er beteuert mindestens 10 mal die deutsch-türkische Freundschaft.
Nach einem weiteren Tee und mehreren Zigaretten, inzwischen ist fast eine Stunde ver- gangen, tauchen unsere Pässe und Fahrzeug- papiere wieder auf seinem Schreibtisch auf und wir werden herzlich verabschiedet.
Nun öffnet sich nach einer Visumkontrolle durch einen syrischen Vorposten das weiß gestri- chenen Tor auf der anderen Seite des Grenz- hofes für uns.


Syrische Seite der Grenze - Jarabulus
Die Syrer empfangen uns auch sehr freundlich. Wir stellen die Motorräder 200 m weiter vor das jetzt syrische Zollgebäude und setzen uns zum Polizei Offizier in den Schatten unter die Pinien.
Auch hier bekommen wir erst mal wieder einen Tee und "müssen" ratschen. Unsere Pässe werden irgendwo bearbeitet oder auch gelagert. Der Capo verrät uns, dass wir immerhin die zweiten Biker sind, die hier die Grenze über- queren.
Richtig Bewegung kommt in den Haufen erst, als ein dicker schwarzer Mercedes am Tor laut und vernehmlich hupt.

Unser 2-Sterne Capo springt auf, richtet die Krawatte, holt seine Dienstmütze und scheucht alle auf.
Als dem Daimler ein halbes Planetarium an Sternen auf den Schulterklappen entsteigt salutiert er brav und entschwindet mit den beiden 4-Sterne-Chefs in seinem Dienstzimmer und ward nicht mehr gesehen.

Wir füllen mit den nun geweckten 0- bis 1- Sternchen die Polizei-Papiere mit allen mög- lichen Daten, einschließlich Namen des Vaters und Namen der Mutter und werden dann zum Zoll weitergereicht.


Auch dort geht alles freundlich und gemütlich vonstatten. Wir helfen den Jungs beim Eintragen unserer Daten in etwa 10 Kladden und 20 Formulare. Trotz internationalem Fahrzeug- schein haben sie keine Ahnung was wo steht. Wahrscheinlich haben sie diesen Schein ihr Lebtag noch nie gesehen. Sie telefonieren mit ihren vorgesetzten Dienststellen und versuchen in Erfahrung zu bringen, was sie wo eintragen müssen, welche Papiere in wie vielen Aus- fertigungen wir brauchen, welche Versicherung abgeschlossen werden muss und was das alles kosten soll. Macht für Carnet und 14-Tage Haftpflicht 62 US$ pro Bike.

Zollamt Jarobolus

Richtig familiär wird es, als ich um Erlaubnis für ein Foto frage. Alle setzen sich in Positur und lachen noch freundlicher. Den Vogel schießt der Archie ab, als er seinen Fotoprinter auspackt und wir mitten in der Amtsstube die soeben gemachten Bilder vor ihren staunenden Augen ausdrucken.
Ein Wunder!! Ein echtes technisches Wunder! Am liebsten hätte jeder ein Bild.
Nach einer minimalen, oberflächlichen Gepäck- Kontrolle kommen wir ans Tor.
Hier noch einmal ein Blick, ob auch alle Stempel richtig sitzen und wir werden wir auf die Syrer losgelassen..

Er wollte undedingt dieses Foto

Nach insgesamt 2,5 Stunden und drei süßen Tees (und einer halben Schachtel Zigaretten) sind wir endlich auf der anderen Seite  des Zauns. Hier ist ein Grenzübertritt noch ein echtes Abenteuer.
Man braucht viel Geduld und viel Zeit und muss das einfach als Erlebnis der besonderen Art genießen. Alles andere ist völlig sinnlos.

Auch die Syrer genießen es anscheinend, mal was anderes als den sogenannten "kleinen Grenzverkehr" nur mit Türken und Einheimi- schen abzufertigen.
Wir, die hier so seltenen Wesen aus einem so fernen Lande mit den hier noch viel selteneren, großen Motorrädern, WIR sind schließlich auch der Event für SIE in ihrem sonst so tristen Grenzer-Alltag.


Grenze - Ar Raqqah
Nach der Grenze rüsten wir erst mal wieder auf. Der Funk wird wieder angesteckt und das in der Jackentasche verborgene GPS wird wieder montiert.
Der C muss seine Halterung mit einem Kabel- binder flicken, sie hatte irgendwie Schaden ge- nommen.
Es ist warm, das Thermometer zeigt 28°C. Kaum eine Wolke läßt sich am Himmel sehen. Ein Genuss nach den beiden wolkenverhangenen und regnerischen Tagen zuvor.
Wir fahren nach Süden und landen in Manbij mitten im Basar.
Dank NAV und Nachfragen finden wir wieder aus dem Städtchen heraus. Ohne unser GPS wären wir hier ziemlich verloren.

Alles wieder montieren

Denn Beschilderung gibt es fast keine und falls es eine gibt, erkennen wir sie nicht als solche. Arabisch ist uns einfach fremd.!


Mitten in der Pampa in einem Dorf vor Khafsah getankt.
Der Pumpenbesitzer akzeptiert auch US-Dollar (28l = 14$) und lädt uns zum obligatorischen Tee ein. Reden können wir zwar nicht viel, aber er schmückt sich mit unserer Anwesenheit.
Als wir eine halbe Stunde später aufbrechen, läßt der C seine Kamera liegen. Zum Glück bemerkt er es 300 m weiter schon und bekommt sie auch sogleich überreicht.
Auf dem Land sind die Leute offensichtlich noch ehrlich!

mitten auf dem Land

Wir stochern weiter Richtung Süden. Papier- Karte, GPS-Karte und Straßenverlauf unter- scheiden sich zum Teil erheblich. Aber Dank Satellitennavigation haben wir wenigstens eine Ahnung WO wir uns befinden. Sonst würden wir noch Tage zwischen den Dörfern umherirren.
Ich weiß, als braver Tourist bleibt man auch auf den Hauptstraßen, aber Hauptstrassen haben wir zuhause genug.

Endlich treffen wir auf die Magistrale Aleppo- Bagdad und radeln nach Süd-Osten.
Kerzengerade ziehen wir in der Nach- mittagssonne unsere Bahn.
Zum Teil fahren die Syrer Auto, wie sie früher Esel, Maultiere oder Kamele geritten sind. Das Problem ist, dass jetzt das mitdenkende Gehirn eben dieser Esel, Maultiere oder Kamele fehlt. (Also wie zu Hause auch)


Al Assad-See
35 km vor Ar Raqqah biegen wir zum Damm des Al Assad Stausees ab, der den Euphrat auf ca. 100 km Länge zum größten stehen- den Gewässer Syriens macht.
Bevor die Strasse auf die Staumauer führt, ist eine Schranke mit Wachhäuschen pos- tiert. Kein Mensch zu sehen.
Wir fahren, wie der Transporter vor uns, ein- fach durch.
Kaum sind wir vorbei, ertönt wildes Trillerpfeifen. Wir beschließen es gar nicht mal zu ignorieren.

Einen Kilometer weiter steht dann ein junger Soldat mitten auf der Strasse und hält uns an. Wir nix arabisch, er nix Englisch.
Wir wissen erst mal von gar nichts. Der Youngster versucht uns was zu erklären, aber wir blicken echt nicht durch, was  genau er von uns will. Eine Minute später taucht einer auf, der etwas Englisch kann und erklärt uns, dass wir als Ausländer zwar über den Damm fahren dürfen, dass wir uns aber zuerst beim Wachposten hätten registrieren lassen müssen. Woher soll man das als Ausländer schließlich wissen?


Also gut, wir drehen um und fahren nochmal am Wachhäuschen vor. Auch hier ein junger Soldat, der unsere Papiere sehen will. Er schnappt sich die Pässe und beginnt sich für die exotischen Motorräder zu interessieren. Als er den PMR- Funk entdeckt, glaubt er schon die großen Vaterlandsfeinde vor sich zu haben. Wie Funk? Was Intercom? Wie Telefon? Um seinen dummen Fragereien ein Ende zu machen, lassen ich ihn kurz entschlossen meinen Helm aufsetzen und Archie spricht ein "Hallo, Hallo" ins Mikrofon, das auch halbwegs verständlich ankommt. Nun hat er’s begriffen und findet es toll, dass wir auf der Fahrt von Bike zu Bike mit- einander reden können.

Euphrat-tTal

Als wir ihm dann noch die Arbeit abnehmen unsere fremdländischen Namen in sein Kon- trollbuch einzutragen, lacht er wieder und läßt uns endlich ziehen. Auch der Soldat auf dem Damm winkt uns freundlich zu. Er hatte ja auch nicht so recht gewußt, was er mit den komischen Ausländern anfangen sollte, die er aufzuhalten hatte.
Alles Paletti! Wir rumpeln über die miserable Asphaltdecke des Damms.

Stehenbleiben und fotografieren trauen wir uns aber nicht so recht. In diesen Ländern haben manche Komissköpfe Probleme damit, wenn Foreigners strategisch wichtige Anlagen ab- lichten...
Wir fahren links des Euphrat über winzigste Pfade, ohne allerdings viel vom Strom zu sehen. Als nach einigen Kilometern ein weiterer befahrbarer Damm den Fluss staut, queren wir wieder zum südlichen Ufer.


Ar Raqqah -  Deir er Zor
Uns läuft die Zeit davon. Es ist inzwischen 17:30, wir haben noch 130 km bis Deir er Zor und um 19:00 ist Sonnenuntergang. Hier im Süden ohne lange Dämmerungszeit. Plumps fällt die Sonne in die Wüste und finster ist es.
Wir fotografieren noch kurz den Sunset und düsen weiter.
Bei den Syrern wird Strom gespart. Weder LKW noch PKW fahren trotz hereinbrechender Dun- kelheit mit irgendeiner Beleuchtung.
Das macht das Überholen richtig spannend. Wie aus dem Nichts tauchen manche Fahrzeuge vor uns auf. Adlerauge sei wachsam! Wir sind wachsam und kommen wohlbehalten in Deir er Zor an.
Nach einer Stadtrunde und dem Befragen des Lonely Planet finden wir auch das empfohlene Hotel. Leider haben sich heute schon zu viele an diese Empfehlung gehalten.

Sunset vor Deir er Zor

Die Hütte ist ausgebucht. Kurz vor uns ist gerade ein Bus angekommen.
500m weiter ist ein anderes Haus, das unseren Gefallen findet.
31$ wollen sie im AL-SAEED für den Room und einen geschützten Parkplatz für die Bikes gibt es auch.


Alsaeed Hotel
Duschen, Zivil anlegen, dann Dinner im haus- eigenen Restaurant im Untergeschoss.

Als wir jedes mal die geleerte Bierdose durch Drehen und Zusammendrücken auf ein Fünftel der Originalgröße komprimieren, kriegen sich die Bedienungen vor lachender Bewunderung kaum mehr ein. Diesen "Trick" hatten sie wohl noch nicht gesehen.

Nach den Bierchen noch ein finales Schnäps- chen auf dem Zimmer.
Der C schläft (er schnarcht dieses Jahr fast  nicht, hoffentlich fehlt dem Buben nichts!).

Ich hacke, heute mal auf der Falttastatur, das Tagebuch in den Palm. Schließlich gibt es einen großen Tisch auf dem ich mich ausbreiten kann.

Alsaeed Hotel

Da es keinen Duschvorhang gibt und die unver- meidliche Überschwemmung auch keinen Ablauf findet, stehen Badelatschen bereit, damit man trockenen Fußes den Lokus erreichen kann! Mitgedacht!

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