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Dienstag 29. Mai 2007

Ulan-Bator - Grenze MN/RUS - Bestuzhev


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Ulan-Bator

Bestuzhev

13,8

7,4

6,4 h

514

37

70


Nach dem Frühstück und anschließendem finalen Verstauen des letzten Kleinkrams in die Koffer, stehen wir abfahrbereit im Hof des Oasis. Rene, Sybille und ihr gesamtes Personal sind erschienen um uns noch einmal zu sehen.
Ein Abschied der herzlicher nicht sein könnte. Mit leicht gemischten  Gefühlen fahren wir winkend zum Tor hinaus.
Vor uns liegen die fast unendlichen, kaum fassbaren Weiten des eurasischen Doppel- kontinents. Zweidrittel davon trennen uns von zu Hause. Mehr als 6600 km Luftlinie! In diesen Breiten ist das ein Viertel der Erdkugel!
Das Abenteuer beginnt!

Archie - Rne - Sibylle - Barney

Ulan-BatorEinmal quer durch ganz Ulan-Bator, kommen wir im Westen der Stadt wieder an die Kreuzung mit dem riesigen, jetzt leider ehemaligen Orts- schild.
Dort wo letzten Herbst Herbst 2006noch in mannshohen Buchstaben    “Ulaan- Bataar” stand, hängt jetzt das häßliche Werbeplakat einer Bank.

ehemaliges Ortsschild Ulan-Bator

Richtung Norden

Unsere Strecke führt weiter nach Norden. Die Straße, die wir hier befahren trägt die Bezeich- nung “Straße” zu Recht.
Sie ist neben der Schiene die wichtigste Versor- gungsader Russland – Mongolei.

Deshalb ist sie geradezu in einem Top Zustand. Entsprechend zügig kommen wir voran.
Mitten auf der Strecke wird sogar auch einmal Maut verlangt, 500 Tg (etwa 30 Cent) müssen wir berappen.


Ovoo

An einem größeren Ovoo, leider auch von einer dicht daneben stehenden Werbetafel verschan- delt,  machen wir Pause.
Kurz darauf stoppt ein Auto mit drei Männern und wir können live miterleben, daß der schama- nische Brauch, dreimal im Uhrzeigersinn um den Haufen laufen und neue Steinchen darauf zu werfen, auch heute noch mit Hingabe praktiziert wird.


Etwas weiter stehen ein paar eigenartig partiell rasierte Kamele am Straßenrand.
Offensichtlich ist nur das feinere Fell am Bauch der Tiere zum Verkauf geeignet.
Wieder mal der übliche Fotostopp für „Kühe und Kamele“.

Kuh Kamel
halb geschorenes kamel

Kurz vor drei Uhr letzter mongolischer Tank- stopp in Sukbataar.
Bevor wir die restlichen 30 km bis zur Grenze unter die Räder nehmen, bunkern wir in einem kleinen Laden im Ort noch etwas Schokolade, so etwas ähnliches wie eine Prinzenrolle und recht guten Orangensaft.
Um 15:45 Uhr sind wir im Grenzort Altanbulag, viel zu spät laut gestriger Aussage von Vait Scholz.

Tankstelle Sukhbatar

Die Devise bei Staus heißt für Motorradfahrer: „Immer vorn anstellen!“.
Deshalb fahren wir an der etwa 100 m langen Warteschlange vorbei bis zu der am Gittertor zum Zollhof stehenden Grenz- beamtin.
Mit Fingerzeig nach Norden und einem unschul- dig gefragten „Rossia?“ läßt sie uns nach kurzer Rücksprache per Funk passieren.
Manche hinter uns sind, um es höflich auszudrücken, nicht gerade über unsere Bevorzugung begeistert (immer diese Sch... Touristen!).

Laden in Sukhbatar

An einem kleinen Häuschen werden erst einmal Personal- und Fahrzeugdaten erfasst. Wir müssen den beiden freundlichen Grenzern allerdings beim Umschlüsseln der lateinischen in kyrillische Buchstaben helfen.
Eine halbe Stunde später stehen wir mit unseren für 1000 Tg (60 Cent) pro Nase erworbenen Datenzetteln im Hauptgebäude.
Unsere im Hauptzollamt in Ulan-Bator erstellte Ausfuhrerklärung erweist sich für uns als sehr wichtig. Es ist so ziemlich das erste Papier, was sie bei der Zollabfertigung sehen wollten.

Ausreise Mongolei

Da wir über den Flughafen und damit ohne Fahrzeug eingereist sind, wären wir mit Sicher- heit ohne dieses Dokument in Erklärungsnöte gekommen.
Hier an der Grenze kann es nicht ausgefertigt werden und hätte möglicherweise sogar eine Rückkehr nach Ulan-Bator bedeutet. Der Auf- wand des gestrigen Nachmittags war also nicht umsonst.
Nach weiteren 50 US$ Gebühr(?) und eineinhalb Stunden Bearbeitungszeit halten wir unser abgestempeltes Exportpapier in Händen und begeben uns zur mongolischen Zollausgangs- kontrolle.

Vorkontrolle Russland

Vor lauter Fahrzeugabfertigung haben wir die Ausreiseformalitäten für uns selbst übersehen. Aber kein Problem, eine nette Beamtin geht mit uns zurück zum Zollgebäude.
In zehn Minuten haben wir die benötigten Stempel im Paß und werden zu den Russen entlassen.
Zeitzonenwechsel: aus 18:00 Uhr mongolischer Zeit wird 19:00 Uhr russische Zeit.
Vorkontrolle an der russischen Blockabferti- gungsschranke. Nach kaum 10 Minuten werden wir weiter gewunken.

Durch die fast überall im Ostblock anzu- treffende, sumpfige Badewanne (=Reifen- desinfektionsbad) fahren wir hinauf zum Hauptzollgebäude.
Der Grenzverkehr ist äußerst gering, etwa vier oder fünf Autos sind vor uns. Warten müssen wir eigentlich nur, weil der uferlose Papierkrieg halt seine Bearbeitungszeit braucht. Absolut keine Spur von Schikane. Wie auf der mongolischen Seite auch, sind die Grenzer sehr freundlich. Stellenweise sogar „richtig gut drauf“, wie es auf fränkisch heißt.


Grenze Kyakhta

An der Kasse nebenan müssen wir noch 120 Rubel (etwa 3,60€) für die Fahrzeugvisa (sind wie ein Fahrzeugschein und werden immer und überall kontrolliert!) und weitere 970 R für die beiden vierwöchigen Versicherungspolicen bezahlen.
So richtig viel ist hier nicht los. Als der Grenzer zum Feierabend seine Abfertigungszettelchen direkt vor meiner  Nase durchzählt, komme ich mit meiner Zählung auf nicht ganz 50 Fahrzeuge, die an diesem Tag die Grenze Richtung Russ- land passiert haben.


Ohne jegliche Gepäckkontrolle werden wir mit einem herzlichen „do swidanja“ von den Jungs auf die sibirischen Straßen losgelassen.
Es ist neun Uhr, der Grenzübergang wird ge- schlossen, wir waren die letzten die heute abge- fertigt wurden.
Nach über vier Stunden Formularkrieg kurze Pause zum Luftholen, für mich nikotinhaltige.
An der nächsten Kreuzung biegen wir so nach Gefühl rechts nach Norden ab.
Nach ein paar Kilometern zeigt jedoch das Navi, dass wir hier falsch sind. Die Strasse geht nach Osten weiter.

Russ. Grenzstation Kyaktha

Zurück nach Kyaktha und weiter über die leicht kurvige Straße durch die hügelige Landschaft, allerdings mit der nötigen Vorsicht, der Grip läßt auf diesem Teerbelag etwas zu wünschen übrig.
Zu allem Überfluss fängt es bei Einbruch der Dunkelheit auch noch zu regnen an. Die Temperatur purzelt gleichfalls in den Keller.
Als in dieser sonst gottverlassenen Gegend rechts ein paar Lichter der kleinen Ortschaft Povoro zu erkennen sind, fragen wir dort eine auf der Straße laufende Frau nach einer Unterkunft. “Njet gostinica“ war die Antwort.

Also weiter durch die sibirische Finsternis.
Wir kreuzen die Selenga. Eine uralte Holz- brücke führt hinüber, die wir respektvoll und langsam überqueren. Die durch die Nässe äußerst glitschige Holzfahrbahn ist nur noch in Fragmenten erhalten. In den Löchern liegen lose Bretterteile, von denen man nicht weiß ob sie unter einem aufschnappen und dann aufspießen werden oder ob sie durchbrechen und man dann mit dem Moped in die finstere Tiefe stürzen wird. An anderen Stellen ist das Holz verrottet und die Nägel stehen weit heraus.


Im weiteren Verlauf gestalten schwer erkenn- bare Schlaglöcher und stellenweise rutschiger Teer die Fahrt durch die zivilisationslose Tundra noch zusätzlich etwas spannender.
In der Hoffnung in nächster Zeit auf eine größere Ortschaft mit Hotel zu treffen, stochern wir, halb im Blindflug, weiter durch die regnerische Nacht.
Zum Zelten haben wir bei dem nasskalten Mist- wetter überhaupt gar keine Lust.

Bestuzhev Hotel am nächsten Tag bei Sonne

Ca. 50 km weiter erreichen wir Bestuzhev.
Dort fragen wir an einem Cafe neben der Fernstrasse ein paar Jugendliche nach einem Hotel; ohne Erfolg.
Die Kiddies sind dermaßen besoffen, dass sie fast nicht mehr laufen können, steigen lallend in ihren Lada und brausen davon.

Bestuzhev Hotel - Parkplatz

Im leichten Zickzack durch triste Plattenbauten fahren wir in den Ort hinunter.
Am Straßenrand entdecken wir ein Miliz- Fahr- zeug und fragen die Jungs nach einer „Gostinica“. Sofort deuten sie uns an, ihnen zu folgen.
Zwei Blocks weiter stehen wir vor einem Hotel, das für nicht Eingeweihte kaum als solches zu erkennen ist.
Es gibt  ein Zimmer für 550 Rubel und auch die Bikes können im abgeschlossenen Hinterhof sicher geparkt werden.

Bestuzhev Hotelzimmer - abenteuerliche Installation

Leider haben das Restaurant nebenan und die Hotelbar schon geschlossen. Eine weitere Suche im Ort ersparen wir uns, es regnet noch immer in Strömen.
So bleiben uns als Abendessen nur unsere mongolische Prinzenrolle und der Instant- Kaffee aus dem Wasserkocher der Rezep-tion. Aber besser als nichts. Eigentlich hatten wir uns, leicht ausgekühlt und vom Regen eingeweicht, nach diesem langen Tag was deftiges Warmes gewünscht.
Kurzer Ratsch noch auf dem Zimmer, Track und Bilder sichern, dann dreht’s uns die Augendeckel runter. Für heute langt es.

Bestuzhev Hotelzimmer
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