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Südtirol 1.Tag - Mendelpass
SÜDTIROL
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Prolog:.

Nach einigem Hin-und-Her und einer Absage wegen schlechtem Wetter ist es Achim dann doch gelungen einen Termin zu finden an dem  die  alte Truppe fast komplett auf Tour gehen kann. .

Gunther, Franz, Micha, Achim und ich. Nur Werner und Rainer können dieses Mal leider nicht mitfahren.
Aber dafür  werden gleich drei Neue hinzu stoßen: Jürgen, Stefan und Ralf.


Mittwoch 13. August 2008

Nachdem bis auf die Elektronik, die sich über Nacht noch an der Steckdose nähren soll, alles in den Packtaschen und im Tankrucksack ver- staut ist, beschließe ich die Kuh (=BMW-Boxer) noch kurz unter die Dusche zu stellen.
Achim der Oberputz- und Poliermeister soll ja nicht gleich einen Schlaganfall bekommen, wenn ein so deutlich mit „Strassen-Patina“ überzoge- nes Bike neben seiner frisch gewienerten 1200S stehen sieht.
Als ich samt voller Montur aber in die Tief- garage komme, trifft der Schlag beinahe mich. Der nagelneue Hinterreifen ist ziemlich platt. So eine Sch...
Zum Glück ist noch genügend Luft drin, um im Schritttempo zur nächsten Tankstelle rollen zu können.

Dort drücke ich 3 bar in den Reifen, lege mein Ohr auf’s Profil und höre … nichts. Wenigstens eine gute Nachricht. Das Loch kann dann wohl nicht allzu so groß sein.
Ich drehe das Rad durch und entdecke einen kleinen Nagel, der sich frech, fast in der Mitte, in den Gummi gebohrt hat.
Es ist kurz nach 18:00 und jetzt noch einen geöffneten Reifenservice zu finden dürfte wohl selbst in der Millionenstadt München ziemlich aussichtslos sein.
Also fahre ich zu einem Motorradshop und be- sorge mir einen Druckprüfer und einen kleinen 12V Kompressor, damit ich morgen nicht schon wieder mit einem Plattfuß los muss.
Heute lässt sich nichts mehr ändern.


Donnerstag 14. August 2008

Um 6:55 rappelt der Wecker und das Radio schaltet sich ein. Ziemlich benommen krabble ich aus den Federn. Ist einfach nicht meine Zeit…. Kaum hab ich die Beine unter mir klingelt das Handy. Achim hat freundlicherweise den ge- wünschten Weckruf nicht vergessen. Ich berichte ihm kurz von meinem Reifenproblem und dass ich evtl. später zum Treffpunkt nach Garmisch kommen werde.
Um halb acht belade ich die BMW und messe „Fieber“. Der Reifendruck ist in den letzten 12 Stunden  nur um 0,5 bar gesunken. Klingt doch relativ gut.

Telfs - Tankstelle - Micha + Gunther

Starten und zum Reifenfritzen drei Strassen wei- ter.  Die Antwort die ich auch bei den nächsten beiden bekomme ist: „Machen wir nicht, dürfen wir nicht, ist zu gefährlich“.
So ein bisschen klingt das für mich aber auch nach: “warum sollten wir Reifen reparieren, wenn wir neue verkaufen wollen?“. Nachdem ich schon selbst mit so einem geflickten Mantel mehrere tausend Kilometer durch ganz Marokko und zu- rück bis nach Spanien gefahren bin, lasse ich mir keine neue Socke aufschwätzen. Zumal die kein einziger auf Lager hat, auch wenn das Firmen- schild groß „Spezialist für Motorradreifen“ ver- kündet. Schwätzer ...

Telfs - Tankstelle - Ralf + Stefan

Es ist inzwischen 8:30, ich fülle noch mal Luft nach und gehe wohlgemut auf die Autobahn nach Garmisch. Nicht mit Fullspeed, denn der Nagel soll ja drin bleiben..
50 Minuten später bin ich am Treffpunkt. Die anderen warten schon. Herzliche Begrüßung mit den bekannten Gesichtern und Vorstellen bei den Neuen. 
Ich erzähle kurz mein Dilemma und werfe dabei noch schnell ein Frühstück ein.
Der Reifen (Druckverlust der letzten Stunde: nicht einmal ein zehntel Bar) wird seine Luft bis Italien halten müssen.

Telfs - Tankstelle - Achim + Franz + Jürgen

Timmelsjoch - Mautstelle

Los geht die Reise.  Als Navigator fahre ich vor- ne weg und fungiere damit auch als Schritt- macher. Rasen bringt nichts, die anderen sollen ja dran bleiben können, ohne zu extrem gebüh- renpflichtigen Geschwindigkeiten gezwungen zu sein.
Bei Mittenwald schalten die beiden Baustellen- ampeln  freundlicher weise genau dann auf  Grün, als wir uns, wie man das als Biker so macht, vorne angestellt haben.
Über Scharnitz, Seefeld und Bairbach geht es hinunter ins Inntal nach Telfs.
Tankstopp und Zigarettenpause.


Die ersten gemeinsamen 50 km haben ja schon sehr gut geklappt. Auch die „Neulinge“ kommen gut zurecht und sind mit dem vorgelegten Tempo voll zufrieden.
Als alle Mopeds mit dem österreichischen „Billg- sprit“ gefüllt sind zockeln wir, mehr als 80 km/h sind selten erlaubt, über die B171 bis zum Ötztal- Bahnhof,  Dort biegen wir nach Süden ins Ötztal ein.
Die nächsten 40 km sind, abgesehen vom an- sehnlichen, allerdings gewohnten Gebirgspano- rama,  ziemlich öde und mit Geschwindigkeits- begrenzungen nur so zugepflastert.

Timmelsjoch - Mautstelle

Die einzig spannende Frage ist, ob gerade 80 oder, wie meist, nur 60 Sachen erlaubt sind.
So hinter Sölden lässt sowohl der Verkehr, als auch die Dichte der bremsenden Schilder nach und es macht wieder Spaß auf einem Motorrad zu sitzen. Die Sonne scheint und die Temperatur ist geradezu optimal.

Timmelsjoch - Mautstelle Blick ins Ötztal

Timmelsjoch - Mautstelle - Franz + Achim

15 km später werden wir in unserem Elan allerdings schon wieder gebremst.
Die Mautstation Timmelsjoch blockiert den Weg. Kurze Pause, dann geht es ans Zahlen. 11 Euro kostet die einfache Überfahrt. Die 13 € für das von uns erworbene Return-Ticket sind dagegen geradezu ein Sonderangebot. 
In freier Fahrt, auf Pässen heben wir den „Zwang“ in Kolonne zu fahren auf und düsen die Autobahn ähnliche Strasse zur Passhöhe (2509 m) hinauf.
Kurzes Sammeln nach dem großen Tunnel. 


wo wird das wohl sein? Timmelsjoch

Timmelsjoch Timmelsjoch

Timmelsjoch - Gasthof Schönau

Nach den obligatorischen Fotos schwingen wir den Pass hinunter. Auf halber Höhe kommt dann der schon längst fällige Einkehrschwung.
Das Gasthaus Schönau hatte uns letztes Jahr so gut gefallen, dass wir auch dieses Mal be- schließen hier unseren Hunger zu stillen.
Schließlich ist es inzwischen 13.20 und wir sind seit gut drei Stunden ohne Nahrung unterwegs.
 ;-))
90 Minuten später ist die Meute gesättigt und wir machen uns wieder auf den Weg.
Keine 10 km später gibt es den nächsten Stopp.


Ich sehe auf dem Dach des Tankstellen- Schuppens in Moso ein paar Reifen liegen. Und richtig, das leicht schmuddelige Männchen an der Zapfsäule meint er könne mein Hinterrad flicken. Allerdings erst in ca. 15 Minuten, da er an der Zapfsäule vollauf beschäftig sei. Also gut wir warten.
Aber nach zwei Bikern schiebt er diese Aufgabe mal schnell zwischen rein. Nagel raus, Loch et- was aufbohren und Gummistopfen mit Kleber bestreichen und  hinein bugsieren, fertig!
Nach zwei Minuten ist mein Reifen wieder dicht, 10€ wechseln den Besitzer und ich fahre glücklich von dannen.

Timmelsjoch - Gasthof Schönau

Fünf Minuten später sind wir unten in San Leon- hard und stochern weiter nach Süden. Ist hier immer eine sch…. Fahrerei. Viel Verkehr und enge, unübersichtliche Kurven.
In Meran biegen wir nach Osten auf die SP 98 Richtung Avelengo ab. Hier hilft mir mein GPS- Kistchen schon gewaltig den richtigen und praktisch nicht ausgeschilderten Weg durch das Gewirr der Gassen zu finden.
Aber dann haben wir Meran hinter uns und erfreuen uns an einem netten Strässchen durch Wald und Wiesen.

oberhalb Jenesien

oberhalb Jenesien - Blick auf die Dolomiten

Gerade zu kitschig ist die Gegend.
Bauernhäuser mit Geranien, Kühe mit Glocken auf schon fast unnatürlich grünen Weiden und einen weiß-blauen Himmel mit Schönwetter- wolken.
Nur vereinzelte Cirrus-Eisschleier künden das für morgen vorhergesagte schlechte Wetter an.
Oberhalb von Jenesien machen wir noch mal eine kleine Pause, dann geht es, stellenweise in Spiralen, nach Bozen hinunter, das wie auf einem Luftbild unter uns liegt.

oberhalb Jenesien

Wir suchen eine Tankstelle, Michas Honda hat schon wieder Durst.
Die erste ist geschlossen, die zweite hat nur noch Diesel, aber in Kaltern gibt es dann endlich Sprit.
Am nahegelegenen Einkaufszentrum bunkern wir noch etwas Reiseproviant für die nächsten Tage und ich finde um die Ecke auch einen Bancomat um meine Bargeldlage zu verbessern.

Jetzt kommt der krönende Abschluss des Tages, der Mendelpass! Finale grande!

Mendel - Pension Petra

Mendel - Pension Petra - Franz + Achim + Micha

Nachdem die letzten Kilometer wieder von allerlei Beschränkungen geprägt waren, lassen wir den Bikes jetzt freien Lauf.
Jeder stürmt so schnell er mag den Mendel hinauf. Es ist inzwischen 18:00 und kaum noch Verkehr. Gemessen an anderen Tagen, haben wir den Pass beinahe für uns alleine. Guter Belag, trockene Strasse, geradezu berauschend!
Oben angekommen würden manche von uns, mich eingeschlossen, ohne Ohren ringsum grinsen. Einfach ein Traum!


Die Zimmer in der Pension Petra sind ruckzuck verteilt und nach einer schnellen Dusche ver- sammelt sich die Mannschaft um 19:30 zum Abendessen.
Gut und reichlich, wie immer dort.

IMendel - Pension Petra - Michas Hand (der Schelm) Mendel - Pension Petra Zimmer

Mendel - Pension Petra - Achim + Franz

Zum Feierabend gibt es noch ein paar Bierchen draußen im Garten.
Jeder erzählt ein paar Geschichten, aber die meisten Lacher gab es über Achims Story „Ich und meine Bauschaum- Experimente“.
Da hat er sich die nächsten Tage noch manche Frotzelei anhören müssen.
Erst als es nach Mitternacht zu regnen beginnt, verziehen sich die letzten in die Falle.

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