qrn-logo1
Toktogul
KIR
Toktogul
Arslanbob
Sary-Tash
Jalalabad
Aktal
Song-Kel1
Song-Kel2
Karakol1
Karakol2
 
 

Sonntag 12. Juli 2009

Turkestan - Taras - Toktogul


Turkestan - Grabmoschee von Khoja Ahmed Yasawi.

Kurz vor acht Uhr steht unser Gönner Galym mit Bruder und Fahrer auf der Matte.
Beim gemeinsamen Frühstück überreichen wir ihm, die mit meinem Printer ausgedruckten Fotos vom gestrigen Abend.
Mit etwas gemischten Gefühlen betrachtet er sie. Zum Einen hocherfreut, dass er die aktuellen Bilder quasi sofort erhalten hat, zum Anderen etwas nachdenklich, weil auf denselben die seinen Wohlstand abzeichnende, recht üppige Figur viel „zu gut“ zur Geltung kommt.


Zusammen mit Shanara als Dolmetscherin fahren wir hinüber zu einem der bedeutendsten Bau- werke Zentralasiens, der Grabmoschee von Khoja Ahmed Yasawi. (Einzelheiten dazu im  ent- sprechenden Wikipedia-Artikel:)
Mit Galym als Begleitung öffnen sich hier für uns, im wahrsten Sinne des Wortes, Tür und Tor.
In der sonst gebührenpflichtigen Anlage noch dazu alles kostenlos. Jeder kennt und begrüßt ihn. Im Hauptgebäude empfängt uns eine junge Frau, die uns im Rahmen einer VIP-Führung in sehr gutem Englisch die gesammelte Geschichte der Moschee erklärt. Leider müssen auch wir uns innerhalb des imposanten Gebäudes an das Fotografierverbot halten, darauf werde ich sehr dezent von unserer Führerin beim Zücken meiner Kamera hingewiesen. Für eine Ausnahme reicht anscheinend selbst Galyms Einfluß nicht aus. Auch hier ist, ähnlich wie bei uns, in „göttlichen“ Einrichtungen Schluß mit weltlicher Macht.
Auf dem Rückweg posieren wir noch vor einem Profi-Fotografen, der ein Gruppenfoto von uns allen zusammen schießt.

Turkestan - Grabmoschee von Khoja Ahmed Yasawi.

An den am Ausgang befindlichen Souvenirshops werden wir erneut von Galym eingeladen, uns hier etwas auszusuchen. Zusätzlich zu den von ihm überreichten Andenken, will ich noch, als Mit- bringsel für meine Frau, ein aus Leder gefer- tigtes Pferd kaufen. Keine Chance, den Gaul bekomme ich zwar, aber selbst bezahlen darf ich ihn trotz meines Protestes nicht.
Zurück im Hotel steigen wir wieder in unsere „Rüstung“ und beladen die Mopeds. Dabei überreicht uns Galym verschmitzt lächelnd ein Kuvert, in dem die vorhin geschossenen Grup- penaufnahmen enthalten sind.
So nach dem Motto: “nicht nur ihr seid in der Lage die Bilder sofort zu drucken! “

Turkestan - Grabmoschee von Khoja Ahmed Yasawi.

Bei der Abfahrt vom Hotel verabschieden wir uns noch ganz herzlich von unserer netten Dolmet- scherin Shanara. Die anderen lassen es sich nicht nehmen, uns bis zum Stadtrand zu eskor- tieren.
Hier folgt dann die finale Verabschiedungs- zeremonie, wie alte Freunde liegen wir uns in den Armen.
Den mindestens hunderte Male ausgespro- chenen Dank, speziell an Galym und natürlich auch an Shanara, möchten wir hier noch einmal in ihrer Landessprache wiederholen:
„K Ö P   R A K H M E T “!

Turkestan

Immer noch überwältigt von der großzügigen Einladung, nehmen wir die letzten kasachischen Kilometer bis Taras unter die Räder.
Ab Shimkent wird die Gegend wieder abwechs- lungsreicher.
Das hier leicht hügelige Gelände stimmt uns schon auf die zu erwartende kirgisische Berg- landschaft ein.
Die Steppe ist demnach doch nicht endlos, auch wenn uns das die letzten Tage so vorkam.

Nach einem finalen kasachischen Tankstopp stehen wir gegen 15 Uhr an der Grenze. Die Abfertigung geht recht flott von statten, nur haben wir bei der Rückgabe unserer Zoller- klärungs-Formulare einen kleinen Fehler began- gen, indem wir die daran angehefteten Ver- sicherungspolicen nicht entfernt haben. Da diese für einen Monat gültig sind, können und wollen wir sie auch für die Rückreise verwenden.
Wir müssen bei den sich auf stur stellenden Grenzern ziemlich hartnäckig darauf drängen, dass wir sie wieder zurückbekommen.

Shymkent

Endlich haben wir einen der Beamten so weit, dass er mit den beiden Zetteln in der Hand aus seinem Büro kommt. Aber einfach so aushändi- gen will er sie uns nicht.
Tobi muß ich regelrecht im Zaum halten, dass er dem Kameraden nicht an die Gurgel fährt.
Mit „auf sein Recht pochen“ läuft hier gar nichts, erst recht nicht ohne die nötige Sprachkenntnis.
Mir ist schon klar auf was der Kerl hinaus will und so versuche ich den Preis für den „Rückkauf“ zu ertasten. Bei 500 Tenge (gut zwei Euro) sind wir uns handelseinig und er händigt mir die Policen wieder aus.

on the road

Zigarettenpackung

Auf kirgisischer Seite werden wir von einem recht passabel englisch sprechenden Beamten per Handschlag begrüßt. Wir parken die Mopeds und er begleitet uns zu einer kleinen Hütte an der Seite.
Hier werden die Visa kontrolliert und alle Daten der Pässe und der Motorräder in eine Kladde eingetragen. Selbst inklusive der Wartezeit dauert die Prozedur für uns beide nur rekord- verdächtige fünfzehn Minuten.
Mit den abgestempelten Pässen in der Hand, gehen wir zurück zu unserem freundlichen Grenzer und fragen, wo wir denn als nächstes hin müssten.


Er schaut in die Pässe, sagt „everything ok“ und öffnet den Schlagbaum; kein Zoll, keine Ver- sicherungspflicht, keine Gepäckkontrolle.
Das gibt’s doch gar nicht, denke ich mir, als wir aus dem Zollgelände hinausfahren, ein ehe- maliger Sowjetstaat mit einer derart „lapidaren“ Grenzabfertigung? (Dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hat, werden wir bei der Ausreise erfahren). 

Vor fünfundzwanzig Jahren noch verursachte allein eine Einreise nach Griechenland einen größeren Aufwand als hierzulande, am Rande des Pamir.

Aber, Hauptsache egal, wir sind nach achteinhalb Tagen und  gut 6000 km Fahrt in unserem Zielland Kigisistan angekommen!


Nach nur wenigen Kilometern Flachland begin- nen die Berge. Unterhalb eines Staudamms, aus dessen Abfluss eine mächtige Fontäne heraus schießt, machen wir Rast und genießen den Ausblick. Tobi nutzt die Gelegenheit und schickt eine SMS an Tiffany.
In Talas suchen wir nach einem Geldautomat. Beim Umherirren im Ort treffen wir auf eine Poli- zeistreife. Es gebe leider keinen Bankomat in Talas, war ihre Antwort.
Wir beschließen weiter zu fahren, da es wahr- scheinlich wenig Sinn macht, hier noch nach einem Hotel zu suchen. Denn erfahrungsgemäß gibt es in kleineren Orten nur Zimmer gegen Bares und das hat in Landeswährung zu sein.

Staumauer bei Kyzyl-Adyr

Die Straße nach Toktogul wäre gut, bekomme ich auf meine Frage bezüglich ihres Zustands, von den Polizisten mitgeteilt.
Es ist zwar schon nach 18 Uhr, aber wenn man den Beiden glauben kann, müssten die 180 km bis Toktogul noch vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen sein.
Auf den ersten 30 km der Asphalt-Schlagloch- Buckel-Piste hinter Talas zweifle ich allerdings etwas an ihrer  Aussage. Möglicherweise definie- ren sie hier eine Straße, die eine im Ansatz vorhandene Oberflächenbefestigung hat, bereits als „gut“. Aber kurz darauf wendet sich das Blatt zum Positiven.

Staumauer bei Kyzyl-Adyr

Beschwingt ziehen wir auf nagelneuer Teerdecke das jetzt von der Abendsonne malerisch be- schienene Hochtal hinauf.
Man muss sich regelrecht beherrschen, um nicht allzu beherzt am Gashahn zu drehen.
Dieser Versuchung ist wahrscheinlich der Fahrer eines Audi 80 erlegen. An einer Kuppe ist plötzlich mitten in der Pampa ein Verkehrsstau. Als wir, wie es sich für „anständige“ Motorradfah-

rer gehört, uns an dessen vorderen Ende an- stellen, nimmt ein Kranwagen gerade den völlig verbeulten Audi an den Haken. Noch weniger schön ist allerdings das längliche, in braune Decken gewickelte „Paket“, das nebenan in einen Passat Kombi geladen wird.
Angeschnallt hätte der Fahrer den Überschlag mit Sicherheit überleben können, die Fahrgast- zelle des Autos ist noch relativ gut intakt.


Über den folgenden 3330 m hohen Otmök-Paß ändert sich das Wetter fast schlagartig. Regen zieht auf und mit jedem gewonnen Höhenmeter purzelt die Temperatur in den Keller. Nur noch drei Grad hat es oben auf der Paßhöhe.
Nach dem 3184 m hohen Ala-Bel-Paß, auf der anschließenden Hauptverkehrsader Bishkek – Osh, läßt der Regen wieder nach und die Straße trocknet ab.
In wunderschönen Kurven windet sich die Straße talwärts, eine willkommene Abwechslung zur stumpfsinnigen Geradeaus-Rödelei der letzten Woche.

on the road

on the road

Auch trotz des hier relativ hohen Verkehrsaufkommens bietet sich ausreichend Gele- genheit unsere Reifen wieder etwas rundzuhobeln.
Schwungvoll wedeln wir bergab. Die den allgemeinen Verkehrs- fluß störenden LKW, stellen für uns kein nennenswertes Pro- blem dar.
Die Strecke ist relativ übersichtlich und breit genug für gefahrlose Überholvor- gänge. .


Es ist bereits dunkel, als wir Toktogul erreichen. Entlang der ganzen Hauptstraße ist nichts zu erkennen, was einer Bank oder einem Hotel ähneln könnte. Wir wenden und fragen an einem hell erleuchteten Laden. Glücksgriff! Volltreffer! Der Besitzer ist gleichzeitig „Hotelier“ und unser Mangel an Landeswährung ist für ihn auch kein Problem. Wir könnten morgen bezahlen, gleich um die Ecke gäbe es auch eine Bank zum Geldwechseln.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, wollen wir noch etwas futtern. Schräg gegenüber sei ein kleines Restaurant, erklärt unser Herbergswirt.

Toktogul - Hotel Kundus

Bei dem dezenten Hinweis kein kirgisisches Geld zu haben, greift er kurzerhand in seine Kasse und leiht uns im vollen Vertrauen 500 Som (8,50 Euro). Tobi bietet ihm dafür als Sicherheit einen 10 Euro-Schein, den er aber eigentlich gar nicht haben will.
Die Kneipe auf der anderen Straßenseite wird von zwei netten Mädels geführt.
Sie amüsieren sich königlich über unsere paar Brocken russisch für die Menuzusammen- stellung: Fleisch, Kartoffeln, Salat, Bier, so etwa stellen wir uns das heutige Dinner vor.

Toktogul - Hotel Kundus

Restaurant Toktogul

Kurz nach unserer „perfekten“ Bestellung ser- vieren sie uns zwar nicht direkt das Georderte, aber die Komposition aus Fleischstücken, Toma- ten und Zucchini ist auch sehr schmackhaft.
Nebenbei vernichten wir noch ihren gesamten Biervorrat (waren nur zwei Flaschen, noch dazu ungekühlt). Unseren restlichen Flüssigkeitsbe- darf decken wir mit Tee ab.
Alles zusammen wird uns dann mit einer „saftigen“  Summe von 285 Som (ca. 5,- Euro) in Rechnung gestellt.

vorherige Seite nach oben nächste Seite