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Freitag 8. September 2006
Mandalgobi - Delgerhangay


So kurz vor neun wickeln wir uns aus den Schlafsäcken. Luke ist schon irgendwann „mitten in der Nacht“ aufgestanden. Er hatte schon um 8:00 eine Klasse zu unterrichten, hat uns aber freundlicherweise schlafen lassen. Wir schlüpfen in die Klamotten. Duschen ist nicht, in einem Ger gibt es so was einfach nicht. Die Toilette ist in einer Ecke des Hofs. Tiefes Loch graben, zwei Bretter drüber und ein halbwegs winddichtes Gehäuse obendrauf, fertig ist das Plumpsklo. Fehlt nur das bayerische „Herzerl“ in der Türe. Wie das bei minus 40 Grad ist möchte ich nicht ausprobieren.

Schon wieder Schnee

Heute ist es kalt genug! Das Thermometer  zeigt -4° als Minimum der letzten Nacht und es liegt schon wieder Schnee! Schnee in der Wüste! Aber es taut bereits wieder und die Sonne scheint. Hoffentlich ist das weiße Zeug bald weg.
Archie startet noch eine Versuch seinen Träger zu kleben, aber irgendwie wird das nichts. Die Katze ist schuld! (haha) Der kleine Teufel spielt mit allem herum.
Wir packen unsere Sachen zusammen und warten bis Luke aus der Schule zurückkommt. Er kocht uns noch einen Tee und wir verab- schieden uns herzlich.

Luke's Ger

Da Archies Träger immer noch defekt ist, lade ich seine große Tasche bei mir mit auf.
Er hat nur seinen Schlafsack im Koffer. Dieses Leichtgewicht lässt sich dann mit Spanngurten gut befestigen.
Zuerst müssen wir tanken. Wir finden eine richtige Tankstelle und es gibt auch gutes 93er Benzin.
Meine GS eiert irgendwie gewaltig. Fährt sich schwammig. Aber was der Fehler ist, finden wir nicht heraus. Alle relevanten Schrauben und Verbindungen sind fest.
Es ist kurz nach 11:00 als wir Mandalgov verlassen.

Es gibt kein einziges Schild, das uns einen Hinweis geben könnte. Wir haben Delgerhangay als Ziel in den Navigationsgeräten eingetragen und müssen uns darauf verlassen, was uns die Kistchen anzeigen.
Es gibt auch eine Spur die in südwestlicher Richtung aus dem Ort hinausführt und wir folgen ihr vertrauensvoll. Was bleibt uns anderes übrig.
Es geht auf relativ guter Piste durch steinige Steppen. Hier ist flottes Fahren möglich und wir kommen ganz gut voran.
Die Landschaft ist nicht bemerkenswert, eigent- lich ziemlich öde und langweilig.


Einmal flattert ein riesiger, schwarzer Vogel weit vor uns auf. Ein Geier? Ein Adler? Wir können das aus der Entfernung nicht erkennen. Nur, dass das Vieh ziemlich groß sein muss.
Es ist saumäßig kalt nur ca. 4°C! Dazu gibt es einen steifen Nordwest-Wind, der in Böen ca 50- 60 km/h erreichen dürfte und die gefühlte Temperatur nochmals weit nach unten drückt. Also wie bisher, fahren mit dickem Pullover, Winterhandschuhen und eingeschalteter Griff- heizung.
Nach zwei Stunden kommen wir an einem Ovoo an, der mitten auf der „Strasse“, oben auf einer Hügelkuppe liegt. Kurze Foto- Zigaretten- Snickers-Pause.

Gobi

Ein Ovoo ist ein runder kegelförmiger Haufen aus Steinen, oft mit einem Stecken in der Mitte an den farbige Tücher gebunden sind. Er ist schamanische Opfer- und Gebetsstätte und zugleich Wegemarke und liegt meist an exponierten Stellen wie Bergkuppen oder Passhöhen. Es gibt kleine, aus wenigen Stein- chen bestehende und auch riesige mehr als 2 m hoch und mehr als 4 m breit.
Jeder Reisende soll einen Stein dazu legen und ihn dreimal im Uhrzeigersinn umrunden.
Leider werden heute vor allem leere  Wodka- Flaschen „geopfert“, so dass manche Ovoos eher wie Müllkippen aussehen.

Ovoo

Die Piste ist relativ gut und lässt sich halbwegs fahren. Wir machen mal wieder einen „Ausflug“ auf einen Hügel nebenan.
Schwarzes, scharfkantiges Gestein lässt uns die „Besteigung“ allerdings mit gewisser Vorsicht angehen. Oben kurze Pause und die Aussicht genießen. Die Sonne scheint zwar vom Himmel, aber der Wind ist immer noch so eisig, dass wir die Helme auf dem Kopf lassen und nicht allzu lange bleiben.
Zurück auf die Piste. Jetzt wechseln sich ziemlich tiefe Sandspuren und grober, scharfkantiger Schotter ab und ermahnen zu ruhigerer Fahrweise.

Gobi

Gut, dass ich langsam war, denn in einer tiefen LKW-Spur im Sand entgleise ich. Nein, kein Sturz in dem Sinne, dass ich auf die Nase gefallen wäre, aber das schwer beladene Motorrad rutscht mir sozusagen zwischen den Beinen weg. Die Fuhre liegt auf der rechten Seite und ich bekomme sie allein nicht hoch. Benzinhähne zu, denn der Sprit läuft munter aus den Schwimmer- kammern, und warten bis der C zurück kommt. Alleine ginge das nur mit Gepäck abladen, Moped auf die Räder stellen und alles wieder aufladen. Dazu bin ich aber einfach zu faul. Also die BMW auf Zylinder und Packtasche im Sand liegen lassen und warten.

Nach einer drittel Zigarette ist Archie zurück und wir wuchten die 300 kg mit vereinten Kräften wieder in die Senkrechte. Nix kaputt. Ich analysiere, warum ich hier nicht durchgekommen bin und schiebe es auf die zusätzliche schwere Tasche, die die Fahrbarkeit doch erheblich negativ beeinflusst. Offensichtlich habe ich auch falsch geladen. Der schwere Brocken sollte direkt hinter dem Fahrer und nicht auf dem letzten Zipfel des Gepäckträgers sein.
Der Gedanke war nicht falsch, denn als ich das Teil am nächsten Tag wieder los bin, lässt sich die Kuh auch wieder bedeutend besser durchs Gelände steuern. Gestern ging’s ja auch.


Allerdings bin ich jetzt ziemlich gehemmt, was zügigeres Fahren betrifft und schleiche regel- recht durchs Gelände. Umpacken mag ich auch nicht. Es sind nur noch 20-30 km bis Delgerhangay.
Foto-Stopp bei einer kleinen Kamelherde. Weiter durch den Sand.
Wir nähern uns wieder der Zivilisation.
Alles Mögliche liegt herum. Auch eine kleine dunkelblaue Nylontasche, genau so eine, wie ich auch eine habe.
20 m später fällt mir ein, dass das MEINE sein muss!

fast die ersten Kamele

Der Archie hatte sie heute im Rahmen des Taschen-Austausches hinten drauf! Deshalb kann sie VOR mir liegen! Vollbremsung, umdrehen und die Tasche aufsammeln. Es ist meine!
Der C wartet weiter vorne. Als ich fast neben ihm bin, sehe ich, dass er sich fast einen Ast lacht. Er zeigt nur auf das Schild neben sich. Dort steht mitten in der leeren, einsamen Wüste ein Parkplatz-Schild. So ein richtiges Parkplatz- Schild, viereckig und blau und mit einem großen weißen „P“ drauf. Ich kann nicht umhin als auch einfach mit zu lachen.
Nach Delgerhangay sind es laut Nav nur noch 3 km, vielleicht müssen die alle vor dem Ort parken, blödeln wir.
Die linguistische Frage: Ist das jetzt ein lateinisches „P“ oder ein kyrillisches „R“? können wir auch nicht klären. !

Parkplatz in der Gobi

Aber dieses „P“ ist echt der Gag. Insbesondere, da wir seit Mandalgov, also die letzten 130 km, nicht ein einziges Fahrzeug getroffen haben. Absolut NULL Verkehr, aber ein Parkplatzschild!


Nach dem nächsten Hügel sehen wir Delgerhangay vor uns liegen. Ein echtes kleines Drecksnest!
Im Norden ein paar gemauerte Häuser, im Süden eine Ansammlung von Gers hinter den obligatorischen Bretterzäunen.
Wir drehen eine Runde durchs Kaff und suchen nach einem Hinweis auf das von Bilge empfohlene Touristen-Ger-Camp. Hotels gibt es hier keine. Wir fragen einen der Einheimischen, die hier gerade eine neue Reihe öffentlicher Latrinenhäuschen bauen.

Delgerhangay

Alle zeigen nach Westen in die Ebene am Fuße des Bergzuges, auf den wir seit ein paar Stunden zufahren. Also raus aus dem Nest und nach Westen über die Pampa.Nach 5 km finden wir das Camp, aber alles ist verrammelt. Nicht mal Haus-, in diesem Fall Ger-Besetzer könnten wir spielen. Alles gut verschlossen.
Wir laufen eine Weile herum und hoffen, dass sich vielleicht jemand einfinden und das Camp wieder in Betrieb nehmen könnte. So exotischer Besuch, spricht sich in dieser Gegend sicher schnell herum. Aber keine Menschenseele lässt sich blicken.

Touristen-Ger-Camp

Delgerhangay

Also tritt Plan „B“ in Kraft. Luke hatte uns erzählt, dass auch hier in Derlgerhangay ein Peace- Corps-Jüngling stationiert sei. Zurück ins Dorf und den Americano gesucht. Nach einigem Fragen zeigen uns ein paar Kinder, wo ihr Englischlehrer residiert. Auch ein Ger hinter einem Bretterzaun.
Wir rufen ein paarmal auf Englisch und PC2 taucht auf. Wir haben ihn für uns <P>eace- <C>orps<2> getauft, da der junge Mann kroatischer Abstammung ist und einen für uns leider weder aussprechbaren, noch merkbaren Namen hat.


Delgerhangay - Restaurant

Vielleicht hätten wir uns den Namen einprägen können, wäre er auch kroatisch ausgesprochen worden, aber ein komplizierter kroatischer Namen in Südstaaten-Amerikanisch ist nicht machbar.
Wir unterhalten uns ein wenig vor seinem Ger und nach Grüßen von Luke und einigen, eindringlichen Fragen, wo wir denn eine Übernachtungsmöglichkeit finden könnten, begreift er und lädt uns in seinen Ger ein.
Wir lösen die Versorgungsfrage, indem wir ins „Restaurant“ gehen (zu Fuß!) und dort wie gestern Buuz essen.


Nachdem sie auch wie gestern mit Hammel- Hackfleisch gefüllt sind, reduziere ich die Bestellmenge auf 4 Stück.
Auch Archie langt nicht mehr so zu wie noch am Tage vorher. Zum Schluss bezahlen wir 1350 Tg (=0,85 EUR) für alle drei (inkl Coperto, haha)
Dann stürmen wir noch den Shop und decken uns mit Bier, Wodka, Limo, Schokolade und Keksen für den Abend ein.
Schwer beladen laufen wir zurück zu PC2s Unterkunft. .

leicht bezechte Motorradfahrer

Im Ger bei PC2

Unterwegs sprechen uns noch zwei mittelmäßig betrunkene Motorradfahrer an, die uns unbe- dingt Airag verkaufen wollen um wieder Geld für weiteren Wodka in die Hand zu kriegen.
Wir sitzen gemütlich im Ger zusammen und erzählen eigentlich genau das Gleiche wie gestern bei Luke.
Nachdem PC2 anfänglich noch etwas reserviert gewirkt hatte, taut er auf und es wird ein richtig netter Abend.
So kurz nach 21:00 kommt auch sein Host mit family noch auf ein Bierchen vorbei.


Er ist hier Sozialarbeiter, sie Lehrerin (eine ausnehmend hübsche). Es folgt die übliche Fotosession, diesmal die ganze Familie mit Töchterchen und Hund vor und auf meiner BMW.
Auch hier sind die flugs ausgedruckten Bilder einfach der Hit!
Die Uhr zeigt schon weit nach Mitternacht, aber PC2 hat keinen Stress, morgen ist Samstag und auch in der Mongolei ist dann keine Schule.
Erst als das Bier alle ist, verschwinden wir in den Schlafsäcken.

Gastgeber-Familie
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